Ein fröhliches Hallo an jeden, der diesen Blog besucht!

 

Nachdem ich mich fast drei Jahre zurückgezogen hatte, bin ich nun wieder da. Die aktuelle Situation hat mich gedanklich, emotional und in meiner Wahrnehmung von mir und der Welt gewaltig aufgerührt. Der Wunsch mich auszudrücken und zu äußern wurde in den letzten Monaten immer stärker.

„Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.“ (Lukas 6,45)

So entstand die Idee für diesen Blog. Ab und zu werde ich mich auf diese Weise zu Wort melden – mit Gedanken zum Leben.

Gerne nehme ich Feedback dazu entgegen: info@gerdeggers.deBeachten Sie bitte auch die Videos zum Thema auf meinem Youtube-Kanal.


 

Eismacher

2006 hat ein Reporter der New York Times den berühmten Investor Warren Buffett interviewt. Auf die Frage des Reporters, welches Thema, welches Problem denn das vorherrschende in der Welt sei, antwortete Mr. Buffett erstaunt, dass das doch wohl klar sei: 

„Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen.“ *(1)

Dem Reporter sind vielleicht die Direktheit und die Klarheit dieser Aussage in den Bauch gefahren. Es sind jedenfalls keine Nachfragen überliefert, die uns das Szenario, die Motive, die Mittel dieses Krieges transparent gemacht hätten.

Wow. Das ist krass. Aber viel krasser ist die Wirklichkeit. Autoren wie Ernst Wolf *(2) berichten und erläutern, wie dieser Krieg geführt wird und inwiefern es uns konkret betrifft. Thomas Piketty hat ein viel beachtetes Werk über die Ungleichverteilung der Vermögen und Chancen in der Welt geschrieben. *(3) Das kann jeder, der sich interessiert, nachlesen bzw. prüfen. Mich interessiert die Energie der Aussage von Mr Buffet. Das ist Zynismus pur, das ist gegen alle Ideale von Menschlichkeit gerichtet und es ist: Ausdruck von kalter dunkler Energie.

Mit der Corona Krise wurde unsere Welt in wenigen Wochen 

  • ungerechter: Diese Krise wird wie Krisen zumeist auf dem Rücken der Schwächsten ausgetragen, das betrifft z.B. Alleinerziehende , Künstler, Soloselbständige in Deutschland; aber noch viel extremer sogenannte informell Beschäftigte in vielen Ländern, die keine Einnahmen mehr haben; Millionen Kinder, denen der Hungertod droht. Gleichzeitig verzeichnen die Superreichen immense Gewinne.
  • patriarchaler: Zum einen dachten wir bis Februar, wir seien Bürger, so wissen wir jetzt, dass wir als Untertanen behandelt werden. Freie Meinungsäußerung – besonders wenn sie sich auf die Corona-Maßnahmen und das Verhalten dazu bezieht - ist nicht erwünscht und wird in einigen Fällen sanktioniert.

 

Zum anderen haben eher Frauen Nachteile aus der Krise zu beklagen.

  • normopathischer: Hier benutze ich einen Begriff von H.J. Maaz, mit dem er eine Persönlichkeitsstörung beschreibt, bei der der Patient an Regeln krankt. Die Regelflut, die uns alle erreichte, war selbst für deutsche Verhältnisse enorm und nicht wenige Menschen entwickelten sich zu kleinen Sheriffs und Denunzianten.
  • kinderfeindlicher: Speziell Kinder aus bildungsfernen Schichten waren vom sozialen Leben abgekoppelt, inzwischen gelten für Schulen völlig unverständliche Regeln des Abstandhaltens usw.
  • inhumaner: Alte kranke Menschen, selbst Sterbende in Heimen wurden alleingelassen.
  • irrationaler: Ein Virus wurde zum Übeltäter erklärt, Virologen konnten über Politiker und Medien ihre totalitäre Sichtweise auf eine komplexegesellschaftliche Situation übertragen; Politiker und Medien fielen in einen irrwitzigen Überbietungswettbewerb, wer wie die maximale Sicherheit gewährleisten könne; Daten und Statistiken wurden – von ihrem Bedeutungsinhalt getrennt – zu täglichen Alarmmeldungen.
  • zynischer: Wissenschaftler und Ärzte, die den Kurs der Regierenden kritisierten oder in Frage stellten, wurden aus dem öffentlichen Diskurs ausgeschlossen bzw diffamiert.

 

Diese Erscheinungen und Vorgänge lassen die Welt ein ganzes Stück kälter werden. Das Eis in den Herzen der Menschen, über das ich in einem früheren Text geschrieben habe, entfaltet im großen Maßstab seine Wirkung. Rainer Mausfeld *(4) hat offengelegt, wie einige Superreiche mit der Hilfe von  Politikern und Medien die kalten Macht-, Kontroll- und Ausbeutungskampagnen durchführen. Da passt die oben zitierte Äußerung von Mr. Buffett. Demokratische Kontrollmechanismen werden von gigantischen Lobbygruppen unterwandert. Internationale Verflechtungen machen die Abläufe für den Normalbürger undurchsichtig. Ein riesiges Desaster! Und ein eiskaltes dazu!

Die Kälte steckt überall, sie findet sich in den Medien. Sie zeigt sich in den social media, sie kommt uns in den Organisationformen des Arbeitslebens entgegen, in der Gier nach Geld. In den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen wird rationalisiert bis die Pflegebediensteten kaum noch Zeit für eine persönliche Zuwendung haben. In den Schulen geht es nicht um die individuellen Qualitäten und Fähigkeiten der Schüler, sondern um teilweise durchaus fragwürdige Lernziele und um Leistungsvergleiche. Und und und…

Nehmen wir die Finanzströme, die täglich in einer kaum vorstellbaren Größenordnung den Globus umkreisen, die das Schicksal von Unternehmen und ganzen Staaten beeinflussen, gesteuert von riesigen Banken, Hedgefonds und Vermögensverwaltungen: Mächtig, undurchschaubar, unkontrollierbar. Nun hat uns Corona zusätzlich die Ausweitung der sozialen Kontrolle gebracht.  Unsere Gesellschaft wird von einem Kältestrom durchzogen. Jedem, der sich anpasst, droht das Herz einzufrieren. Wir alle sind betroffen und sollten uns das bewusst machen. Wir sollten uns auch klarmachen, dass es Drahtzieher, Nutznießer, Propheten und Erfüllungsgehilfen gibt. Sehr schön passt das Bild der „grauen Männer“ aus Michael Endes Roman „Momo“, die die Zeit stehlen.  Dazu passen die Tendenzen, möglichst viel zu normieren, mit mathematischen Algorithmen zu erfassen, juristisch abzusichern und pädagogisch die Menschen in die gewünschte Richtung zu erziehen. Es ist tatsächlich ein vorherrschendes Denken in der Wissenschaft, den Menschen und die Natur in mathematischen Modellen zu erfassen und zu optimieren. Diejenigen, die mit Menschen arbeiten, werden in der Regel nicht gefragt und zumeist schlechter bezahlt. Virologen – zurzeit besonders gefragt – beschäftigen sich im Wesentlichen mit Pipetten, Statistiken, mathematischen Modellen, aber nicht mit Menschen.

Die Entwicklung der Digitalisierung verstärkt den Trend, dass nicht der Mensch und die Verbindung von Mensch zu Mensch, sondern Zahlen, Daten, Bilder im Vordergrund stehen.  So bleibt es schwierig, die Eismacher zu identifizieren. Sind es die Milliardäre wie Mr. Buffett, sind es eiskalt agierende Militärs, geht es um die Digitalriesen wie Apple und Co, sind es unsere Politiker oder die Pharmakonzerne, sind es die Medienkonzerne? Und all die Bürokraten? Die Rechthaber und Querulanten? Ich sehe hinter all den Protagonisten und Mitschwimmern eine Ideologie der technokratisch-zynischen Menschenverachtung.  Das zugehörige Menschenbild meint nicht den mündigen Bürger, nicht das Individuum, das seine eigenen Entscheidungen trifft, nicht den Menschen, der sich geistig in Freiheit entwickelt. Diese Ideologie meint die biochemische Optimierung und die Kontrolle der Menschen. Da wo sie sich schon durchsetzt, ist es schon kalt, werden die Seelen der Menschen missachtet und geschädigt.  Eine besondere Rolle spielt die philosophische Richtung der Transhumanisten. In ihrem Menschenbild spielen Fragen eine Rolle, wie der Mensch unsterblich werden und wie er mit künstlicher Intelligenz optimiert werden kann? *(5)

Und wir

Graue Männer

Wir alle müssen uns wohl fragen, inwieweit wir da mitspielen.  Wer sind wir? Die meisten meiner Mitmenschen funktionieren in ihren Strukturen und wenn ich mich nicht irre, haben viele noch nicht erkennen können, welche Welle von Technokratie, digitaler Kontrolle, medizinischer Überwachung und Sozialabbau auf uns zurollt. Aber es gibt Hoffnung.

Zunehmend erfahre ich von Brüchen in den Biografien, von Wandlungen in den Lebensvorstellungen und -modellen. Viele Menschen fragen danach, was denn los ist, wie es weiter geht. Sie suchen neue Lösungen für ihre Probleme, verändern ihr Leben, ihre Ernährung, ihre Haltung zu Mitmenschen, suchen neue Lebensformen. Die Mehrzahl hat es sich vorerst gemütlich eingerichtet im Corona-Biedermeier. In den weniger begüterten Schichten aber brodelt es bereits. Und dann gibt es da eine Bewegung aus einer Vielzahl von Schichten, politischen Richtungen, Berufen, Meinungen, Vorstellungen, sich neu bildenden Parteien, die friedliche Zusammenkünfte abhält und in unübersichtlich vielen Kommunikationskanälen um ein Verständnis ringt, in welcher Welt wir eigentlich leben möchten.   

Ich weiß nicht, ob es gelingen kann, die machtvolle Ideologie zu überwinden. Ich weiß, dass es nur gelingen kann, wenn wir das Eis in unseren Herzen schmelzen und uns mit Menschen verbinden, die ebenfalls ihr Herz spüren und sich danach richten.  Der Kältestrom führt zur Verengung des Geistes und zu Verhärtungen in der Seele.

Der Strom der Wärme und der Liebe erzeugt Freude in der Lebendigkeit und an der Vielfalt des Lebens.

Was zu tun ist, wissen wir schon in unseren Herzen:

  • Wir sind viele, sehr viele, die von den Auswirkungen des Kältestroms betroffen sind.
  • Auch wir haben Eis in unseren Herzen
  • Wir können beginnen, es zu schmelzen
  • Wir können uns berühren lassen und berühren
  • Wir können schauen, wo wir grau und kalt leben
  • Wir können ausprobieren, wo wir aussteigen wollen aus dem Spiel der grauen Männer und der Eismacher und wie sich das anfühlt
  • Wir können in unserem Umfeld das Wahre, Gute und Schöne finden und miteinander teilen
  • Wir wissen, dass wir alle zur Menschheitsfamilie gehören
  • Wir spüren, dass wir zur Natur, zur Mutter Erde gehören
  • Wir halten Kontakt zu unseren guten Geistern
  • Wir sind vielleicht noch nicht so viele, die sich bereits bewusst um die Überwindung der gesellschaftlichen und der individuellen Kälte kümmern aber mit Wahrhaftigkeit werden wir mehr

 

Und du? 


(1) „Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen“ —  Warren Buffett zitiert bei Jutta Ditfurth. Zeit des Zorns. nrhz.de/flyer 29. Juli 2011 http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=13886 Original engl.: ”There’s class warfare, all right, but it’s my class, the rich class, that’s making war, and we’re winning.” - im Interview mit Ben Stein in New York Times, 26. November 2006 http://www.nytimes.com/2006/11/26/business/yourmoney/26every.html?_r=0

(2) Ernst Wolf, Finanz Tsunami, edition e. wolf und ders.: https://www.youtube.com/watch?v=UU3BS6qZ7og

(3) Thomas Piketty, Das Kapital im 21. Jahrhundert, C.H. Beck

(4) Rainer Mausfeld, Angst und Macht, Westend und ders,: Warum schweigen die Lämmer, Westend

(5) Wikipedia-Artikel „Transhumanismus“: https://de.wikipedia.org/wiki/Transhumanismus  


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